Der Blogger

Gerade in die fünfte Dekade meines Lebens eingetreten habe ich meine Begeisterung für Computer in einem anderen Jahrtausend entdeckt: Am Commodore 64 habe ich recht schnell bemerkt, dass Computer mehr bieten als Videospiele wie Outrun oder Boulder Dash. Bereits mit 12 Jahren lernte ich, dem Computer Befehle in Basic zu erteilen und schrieb mir kleine Programme um damit Eishockeyspiele statistisch zu erfassen. Das ist beinahe 30 Jahre her – geblieben ist nach wie vor ein stolzes Gefühl der Macht wenn ich vor einer blinkenden Eingabeaufforderung sitze. Ja, ich bin root mit Herz und Seele, denn ich liebe die Shell!

Irgendwann kamen Apple MacIntoshs und PoweMacs, mit denen ich nie wirklich warm geworden bin. Schon damals habe ich gemerkt: Eine rein grafische Oberfläche ist nicht mein Ding. Kurz vor dem Millenium stieg ich in die Welt der IBM-kompatiblen PCs ein und kam mit Windows 98 in Berührung. Fortan lernte ich sehr viel über PCs und deren Hardware, quälte mich aber zugleich permanent mit allgegenwärtigen Dingen wie Bluescreens, Viren, Trojanern, Lizenzen, und Datenträgerdefragmentierungen.

An der Fachoberschule lernte ich das Programmieren in Turbo Pascal, was mich später an der Hochschule dazu animierte auch in C hinein zu schnuppern zu wollen. Das war der Moment in dem ich zum ersten Mal mit Linux in Berührung kam: Wenn ich mich recht erinnere wurde ich von einer SuSE 7.2 entjungfert. Sie flimmerte recht grobmotorisch auf meinem 100MHz Pentium PC und bereitete mir nicht unbedingt Vergnügen, sie war eine exotische Zicke. Und doch war sie ganz anders als Windows, attraktiver, umgänglicher, verständnisvoller und viel toleranter. Schnell lernte ich sie lieben und zum Dank unterwarf sie sich mir. Wir wurden ein Liebespaar und ich investierte viel Zeit in die Beziehung – weshalb ich übrigens in C bis heute nur rudimentäre Kenntnisse habe.

Was folgte war Shell und Netzwerke. Mandrake Linux lag mir besser als SuSe, damit lernte ich mir einen DSL-Router per pppoe einzurichten und ich war damals bereits paranoid genug, meine Firewall mit iptables selber programmieren zu wollen. Diesen Windows-Desktop-Firewalls a la Zone Alarm habe ich schon damals nicht vertraut. Für Netzwerk-Infrastruktur wie Dateiserver, Router und Firewall nutzte ich Linux, doch auf dem Desktop blieb ich noch bei Windows – nicht zuletzt weil es ein Programm gab, wofür Linux keine Alternative hatte: Photoshop.

Mit zunehmender Weiterentwicklung der Rechenleistung stellte aber auch das bald kein Problem mehr da: Ich lernte Windows in einer virtuellen Maschine unter Linux zu nutzen. Fortan nutzte ich Windows nur noch in virtuellen Maschinen und wenn es erforderlich war. Als dann auch GIMP für meine Erfordernisse ausreichte, gelang mir 2007 der Komplett-Ausstieg aus der Windows-Welt und XP kam als meine „letzte Lizenz-Software“ ins private Museum.

Ich bin nunmehr seit 8 Jahren ausschließlich auf Linux-Desktops zu Hause, als Tribut an meine Lehrzeit auf Windows-Rechnern nutze ich KDE als grafische Oberfläche. Wenn ich mal in die seltene Situation komme einen Windows- oder Apple-Rechner benutzen zu müssen, fühlt es sich für mich an als hätte man mir irgendwas amputiert.

Heute betreibe ich all meine Rechner auf KDE Linuxen und administriere zwei Internetserver mit Debian, die die gängigen Webdienste (http, ftp, ssh, mysql) anbieten. Und dennoch bin ich gewiss ganz weit davon entfernt ein Linux-Guru zu sein. Bislang habe ich zwar noch jedes meiner Probleme lösen können – nicht zuletzt dank der tollen Unterstützung der stetig wachsenden Linux-Community – allen voran http://ubuntuusers.de/, DER deutschsprachigen Community für Ubuntu – und dennoch kämpfe ich manchmal mit den Unbilden von Abhängigkeiten oder proprietären Software-Treibern.

Das ist also die Ausgangssituation, aus der ich nun meinen Erfahrungsschatz auf die Welt der Linux-Smartphones ausweiten werde 🙂

2 Gedanken zu „Der Blogger“

  1. Ein sehr schöner BLOG, weiter so. Ich teile den Enthusiasmus und die Probleme, hatte genau die selben mit meinem Aquaris 4.5.
    Bin auch mit meinen neuen erlangten Root-Rechten durch die Wohnung gerannt.
    Ich habe mich schmerzlich aber immer noch nicht richtig von meinem heiß geliebten Nokia N900 gelösst. Es konnte einfach unendlich viel, es war der perfekte Mobile-PC. Leider ist die Hardware einfach zu lahm für die heutige Zeit.
    Für da Aquaris bzw. Ubuntu Touch kann ich die App „Feedback“ empfehlen, mit dieser kann man den Entwicklern schnell und einfach BUGs Reporten. So wird das Betriebssystem hoffentlich bald eine starke Macht gegen die Stalker-Betriebssysteme Android und iOS. Die steigen einem den ganzen Tag hinterher und schauen was du machst.
    Wenn es mal klemmt, einfach eine Mail schreiben bin nun auch schon 10Jahre Ubuntuuser. Vielleicht kann man sich helfen.

    Beste Grüße
    Marco

    1. Hallo Marco, leider komme ich im Moment gar nicht weiter dazu – zum einen hat mir die T-Com mit dem neuen Vertrag die Multi-SIM-Karten abgeschaltet und ich habe nun aktuell gar keine Micro-SIM für das Gerät und zum anderen haben wir gerade ein Eigenheim erworben, das den Sommer über meine Aufmerksamkeit erfordern wird 🙁
      Dir dennoch viel Spaß mit root 😉

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